1841 - 1905
Abrechnungen von Bernard Closterhalfen 1841-1853, Rechnungen für die Sebastianus-Bruderschaft 1858-1863, Nummern-Liste beim Vogelschuß 1868, Protokolle der Bruderschaft 1891-1909
Abrechnungen von Bernard Closterhalfen, 1841-1853
Den Aufstellungen von Bernard Closterhalfen, der wohl das Amt des Schatzmeisters ausübte, sind Einnahmen und Ausgaben der Bruderschaft zu entnehmen. Im allgemeinen blieb ihm nach Abzug aller Ausgaben ein Überschuss übrig. Einnahmen erzielten die Schützen aus dem sog. Nummerngeld für den Vogelschuß und den Einschreibungs-Geldern für neu aufgenommene Brüder. Manchmal wurde das eine oder andere Fass Bier „zurückgehalten“ und erbrachte so auch einen Überschuss.
Ausgaben waren für die Anschaffung zwei „ganz neuer“ Büchsen angefallen, für die man nach Köln gefahren und dort auch Reisekosten („reisen und verzehren zwischen Cöln“) vreursacht hatte. Pulver und Blei mußten bezahlt werden, die Fahne war von Elisabeth Paffendorf geflickt worden, man hatte zwei neue Trommelfelle und eine Kordel für die Trommel gebraucht. Weitere Besorgungen in Köln und Gymnich waren erforderlich, außerdem hatte Schlosser Franz Engels ein Pulvermaß und eine Kugelform angefertigt. Den Einnahmen aus den Jahren 1841-1843 in Höhe von 68 Thaler 5 Silbergroschen standen Ausgaben in Höhe von 56 Thaler 25 Silbergroschen und 8 Pfennig gegenüber, so dass ein Kassenbestand von mehr als 11 Thalern blieb.
(Archiv der St. Sebastianus-Bruderschaft Kerpen, Depositum im Stadtarchiv Kerpen, 2)
Rechnungen für die Sebastianus-Bruderschaft, 1858-1863
Diese Rechnungen liegen wie die Satzung von 1840 dem Notizbuch über Einnahmen und Ausgaben ab 1871 bei. Sie stammen aus den Jahren 1858 bis 1863 und geben Auskunft über die Gebräuche der Bruderschaft bei verschiedenen Gelegenheiten. Der Schlosser Franz Engels stellt 1858 und 1859 Rechnungen über mehr als 5 Thaler aus. Dafür hat er unter anderem Pulver und Zündhütchen [?] geliefert, aus Blei Kugeln gegossen und die Büchsen gereinigt und geladen. Außerdem musste der Ständer – wohl für den Vogel – gerichtet werden, die Trommel wurde „abgenommen und repariert“.
Der Küster stellte am 25. Januar 1859 für das Hochamt zum Fest des heiligen Sebastianus seine eigenen Leistungen, die des Vikars, der Chorsänger und des Organisten und der Choräle mit insgesamt 24 Silbergroschen in Rechnung. Zusätzlich waren 90 Weißbrote für je 1 Silbergroschen an die Sebastianer geliefert worden.
Am 20. Januar 1863 hatte Bäckermeister Heinrich Esser den Sebastianern 45 „Stutten“ für je einen Silbergroschen, insgesamt 1 Thaler 15 Silbergroschen, geliefert.
(Archiv der St. Sebastianus-Bruderschaft Kerpen, Depositum im Stadtarchiv Kerpen, 2) |
Die Trommel zeigt in der Wandung eine Abbildung des Sebastianus und stammt aus dem Jahr 1763. (St. Sebastianus-Bruderschaft, Kerpen)Der nur 5,6 cm große Sebastianus aus Silber gehört zu den ganz großen Seltenheiten der rheinischen Goldschmiedekunst. (St. Sebastianus-Bruderschaft, Kerpen)Das Reliquienschreinchen des 14. Jahrhunderts enthält Reliquien u.a. der Heiligen Sebastianus und Hubertus. (Pfarre St. Martinus Kerpen; Foto aus: Ohm und Verbeek, Die Denkmäler des Rheinlandes. 1971) |
Der Schild aus Eisen stammt aus dem Jahr 1921. Seine Inschrift „Aus schwerer Zeit / Gold gab man für Eisen“ erinnert an die im Ersten Weltkrieg übliche Ablieferung von Wertgegenständen.
(St. Sebastianus-Bruderschaft, Kerpen; Foto: Christian Bischof) |
Nummern-Liste beim Vogelschuß, 1868Nach der Satzung des Jahres 1840 mussten diejenigen Mitglieder, die auf den Vogel schießen wollten, Nummern ziehen und in dieser Reihenfolge auf den Vogel schießen. Eine entsprechende Liste wurde geführt. 1868 beteiligten sich 97 Mitglieder am Vogelschuß, König wurde Peter Voihs vom Filzengraben. (Stadtarchiv Kerpen, Depositum Jakob Maus)
Protokolle der Bruderschaft, 1891-1909Das ursprünglich 1871 als „Notizbuch über Einnahmen und Ausgaben“ angelegte Buch wurden von 1891 bis 1909 auch als Protokollbuch genutzt. Neben immer wieder vorkommenden Punkten wie z.B. die Organisation des Schützenfestes, die Aufnahme neuer Mitglieder oder die Verschönerung des Festplatzes durch die Anpflanzung von Kastanien wurden auch andere Angelegenheiten verhandelt. So stellte die Bruderschaft 1891 den Antrag an die Gemeinde, ihr die jährlich zustehenden acht Gewälde Schlagholz zurückzugeben. Dieses Recht wird schon in der Satzung von 1840 als uraltes Recht bezeichnet, stand seinerzeit aber dem jeweiligen König zu: „[…]Er [der König] erhält ferner im darauf folgenden Jahre von der Gemeinde wie seit undenklichen Jahren geschehen, acht Gewälde Schlagholz […]“. Dem Antrag der Bruderschaft wurde stattgegeben. Es ist zur Zeit nicht nachgewiesen, wann die Gemeinde der Bruderschaft dieses Recht wieder entzogen hat… 1897 beteiligte sich die Bruderschaft auf Einladung des Bürgermeisters an einer Feier zum 100jährigen Geburtstag von Kaiser Wilhelm I. und gab der Gemeinde sogar einen Zuschuss von 20,00 Mark für dieses Fest. (Archiv der St. Sebastianus-Bruderschaft Kerpen, Depositum im Stadtarchiv Kerpen, 2) |