1906 - 1918

Jubelfest der Bruderschaft 1906, Vogelschuß an der Burg 1908, Protokolle der Bruderschaft 1910-1978, Mitgliedsbuch 1910-1926, Schützenfest 1911, Patronatsfest 1914, neue Fahne 1914, Versicherung 1914, Belege der Sterbegeldkasse 1918

Die Sebastianer feiern seit ihrer Gründung auch das Patronatsfest jeweils im Januar.

 

(St. Sebastianus-Bruderschaft, Kerpen; Archiv als Depositum im Stadtarchiv Kerpen, Nr. 6)
 
Jubelfest der Bruderschaft, 1906

Am 07. Juni 1906 bat der Präsident der St. Sebastianus-Bruderschaft, Theodor Bongartz, um die Genehmigung, „an ihrem 150jährigen Jubelfest“, dem Dreifaltigkeitssonntag, auf dem Festplatz „Schau- und Krambuden öffnen und verkaufen“ zu dürfen. Offensichtliche Grundlage der Berechnung dieses Jubiläums war sicher der älteste überlieferte Schild des Jahres 1756. Spätestens seit den 1930er Jahren gehen die Sebastianus-Schützen jedoch von einer Gründung ihrer Bruderschaft vor 1506 aus.

(Stadtarchiv Kerpen, Amt Kerpen, Nr. 603)
Vogelschuß an der Burg, 1908

Üblicherweise schossen die Sebastianus-Schützen den Vogel an der Stelle ihres heutigen Schützenheimes ab, an der sogenannte „Vogelrute“. Die 1842 gegründete Schützengesellschaft, die heutige Hubertus-Gilde, übte diesen Brauch bis 1927 an der alten Burg aus. Warum die Sebastianer 1908 nicht ihren angestammten Ort zum Vogelschuß verwendeten, ist nicht überliefert. Aber es ist nachgewiesen, dass die der Schützengesellschaft in diesem Jahr 10,00 Mark bezahlten, um den Vogelschuss an der Burg durchzuführen.

Adolf Rey wurde in diesem Jahr Schützenkönig, die vier Pfänder – vielleicht im Zusammenhang mit der sogenannten „Pfänderkrone“ stehend – gingen an Matthias Winkel, Theodor Kallrath, Josef Werner und Wilhelm Otten.

(Archiv der St. Sebastianus-Bruderschaft Kerpen, Depositum im Stadtarchiv Kerpen, 2)
Protokolle der Bruderschaft, 1910-1978

Die seit 1891 lückenlos überlieferten Protokolle der Generalversammlungen und Vorstandssitzungen vermitteln einen guten Überblick über das Leben im Verein und die Entwicklung der Bruderschaft in Kerpen.

(Archiv der St. Sebastianus-Bruderschaft Kerpen, Depositum im Stadtarchiv Kerpen, 2-4,7-8, 15)
Mitgliedsbuch, 1910-1926

Das Mitgliedsbuch verzeichnet für das Jahr 1910 (wohl mit späteren Nachträgen) 207 ordentliche und 56 Ehrenmitglieder. Da die jeweiligen Berufe der Mitglieder genannt sind, vermittelt das Buch so einen Eindruck der sozialen Struktur der Bruderschaft: neben selbständigen Kaufleuten und Handwerkern finden sich abhängig Beschäftigte, Landwirte und Gutsbesitzer sind ebenso Mitglied wie Ackerergehilfen oder Tagelöhner. Natürlich fehlen auch Pfarrer, Bürgermeister, Kapellmeister, Apotheker, Sanitätsrat, Notar oder Lehrer nicht, sie stehen neben Beamten, Handwerkern und Arbeitern. Auch einige Frauen sind Mitglied der „Bruder“schaft.

In der Liste der Ehrenmitglieder von 1926 finden sich drei Kerpener Juden: Moritz Gottschalck, Nathan Baum und Carl Brünell. Ihre Namen sind nach 1933 unkenntlich gemacht worden.

(Archiv der St. Sebastianus-Bruderschaft Kerpen, Depositum im Stadtarchiv Kerpen, 5)
Schützenfest der Bruderschaft, 1911

Nach dem „Gesuch um Abhaltung eines Stiftungsfestes“ des Präsidenten Gerhard Moll vom 22. Mai 1911 sah das Programm des Schützenfestes folgendermaßen aus: „Am 10. Juni Abends Böllerschießen und Generalmarsch. Am 11. Juni Morgens 5 Uhr Reveille und Böllerschießen. 10 Uhr Vormittags gemeinschaftlicher Kirchgang. Nach demselben Zug unter Musikbegleitung zum Lokale des Herrn Schenk, woselbst Morgenkonzert stattfindet. Nachmittags Festzug durch die Stadt, Konzert auf dem Festplatze woselbst Vogel und Sternenschießen stattfindet. Es findet auf dem Festplatze ein Bierausschank statt. Von Nachmittag 4 Uhr Tanzvergnügen und 8 Uhr Abends Königsball im Saale des Herrn Ferdinand Tesch“.

(Stadtarchiv Kerpen, Amt Kerpen, Nr. 603)
Patronatsfest der Bruderschaft, 1914

Das Programm dieses Patronatsfestes blieb nur erhalten, weil der Kassierer der Bruderschaft papiersparenderweise die Rückseite eines überzähliges Exemplars für seine Notizen nutzte. Es findet sich eingebunden in Rechnungsbelegen der Sebastianer für die Zeit von Januar bis Juni 1914. Der Druck von 600 Programmen in der Druckerei Rey, Umschläge und Verpackung und die Herstellung eines Fahnenmusters kosteten 12,95 Mark!

(Archiv der St. Sebastianus-Bruderschaft Kerpen, Depositum im Stadtarchiv Kerpen, 6)
Neue Fahne für die Bruderschaft, 1914

 

1914 bekam die Bruderschaft eine neue Fahne. Sie wurde von Pfarrer Dr. Werhahn am Dreifaltigkeitssonntag, am 07. Juni, an dem traditionell auch das Schützenfest stattfand, geweiht: „[…] Der gehorsamst unterzeichnete bittet um die Vollmacht, der neuen Fahne der hiesigen St. Sebastianus-Bruderschaft die kirchliche Weihe erteilen zu dürfen […]“. Die dafür erforderliche Genehmigung des Kölner Erzbischofs wurde am 02. Juni erteilt.

(Pfarrarchiv St. Martinus Kerpen, Nr. 365)
Versicherung, 1914

Schon 1914 beantragten die Kerpener Sebastianus-Schützen, ihren Besitz für 2.900,00 Mark zu versichern. Darunter befanden sich u.a. vier Büchsen für je 100,00 Mark, die Königskette mit Schilden, dem silbernen Vogel und der „Bruderschaftsstabspitze“ [?] für 1.200,00 Mark, drei Fahnen für 850,00 Mark. Für ein Holzzelt mit Tischen und Bänken wurde ein Wert von 400,00 Mark angegeben. In der entsprechenden Spalte über den Lagerort der Gegenstände ist zu lesen: „Die Gegenstände sind zu versichern, wo sich dieselben befinden […]. Das Zelt lagert auf dem massiv erbauten Stalle […] und 8 Tage vor und 8 Tage nach dem Dreifaltigkeitssonntag auf dem Festplatz.

(Archiv der St. Sebastianus-Bruderschaft Kerpen, Depositum im Stadtarchiv Kerpen, Nr. 16)
Belege der Sterbegeldkasse, 1918

Schon das erhaltene Necrologium aus der Zeit von 1650-1742 beweist, dass die Bruderschaft immer auch der verstorbenen Mitglieder gedachte. Eine explizit so genannte „Sterbekasse“ taucht im ältesten Kassenbuch 1894 auf, für 80 Mitglieder ist dort eine Pauschale von 80 Mark veranschlagt, außerdem hatte Wilhelm Siepen 3,00 Mark gespendet. Erstmals wurde im gleichen Jahr an die Erben von Heinrich Baum ein Sterbegeld von 15,00 Mark ausgezahlt. 1913 war der Bestand der Sterbekasse auf über 1.500,00 Mark angewachsen. 1918 wurde Sterbegeld von je 40,00 Mark an sieben Hinterbliebene ausgezahlt, die z.B. so quittierten: „Die Unterzeichnete bescheinigt hiermit, daß sie das Sterbegeld von 40 M(ark) geschrieben vierzig Mark für Ihren in Feindesland für Deutschlands Ehre kämpfenden gefallenen Mann Johann Müller erhalten hat worüber quittiert […]“

(Archiv der St. Sebastianus-Bruderschaft Kerpen, Depositum im Stadtarchiv Kerpen, 6)
 

Schützenkönig des Jahres 1947 war Peter Rey, der auf dem Schild auch auf seinen Beruf hinwies.

 

(St. Sebastianus-Bruderschaft, Kerpen; Foto: Christian Bischof)

 

1918 erhielt u.a. die Witwe von Johann Müller für ihren gefallenen Mann „Sterbegeld“ in Höhe von 40,00 Mark.

 

(St. Sebastianus-Bruderschaft, Kerpen; Archiv als Depositum im Stadtarchiv Kerpen, Nr. 6)