1925 - 1938

Spende für das Kriegerdenkmal 1925, Kein Böllerschießen 1925, Fahne der Bruderschaft 1930, Chronik ab 1930, 425-jähriges Jubiläum 1931, Bau von Schießständen und eines Schuppens, 1926-1933, Gleichschaltung der Schützen 1933, Umbenennung der Bruderschaft 1934, Ehrenurkunden zum Patronatsfest 1938

Spende für das Kriegerdenkmal, 1925

1925 errichtete die Gemeinde hinter der Stiftskirche St. Martinus ein Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges. Die St. Sebastianus-Bruderschaft beteiligte sich mit einer Spende von 25,00 Mark an den Kosten für die Errichtung.

(Archiv der St. Sebastianus-Bruderschaft Kerpen, Depositum im Stadtarchiv Kerpen, 6)
Kein Böllerschießen, 1925

Nach dem Ersten Weltkrieg war die Durchführung der Schützenfeste strengen Restriktionen unterworfen und von der Genehmigung der englischen Besatzungsbehörde abhängig. Den Sebastianern wurde 1925 die Abhaltung des Schützenfestes mit der Einschränkung genehmigt, das Böllerschießen zu unterlassen.

(Stadtarchiv Kerpen, Amt Kerpen, Nr. 610)
Fahne der Bruderschaft, 1930

Die stark beschädigte Fahne der Bruderschaft ist auch auf dem offiziellen Jubiläumsfoto des Jahres 1931 zu sehen, das vor dem Kolpinghaus aufgenommen wurde. Die Fahne zeigt den hl. Sebastianus, flankiert von der Kerpener Stiftskirche und einem Wappen mit zwei Karpfen, das zeitweise gebräuchlich war, aber auf eine Fehldeutung der beiden Löwen im Kerpener Wappen zurückgeht.

(St. Sebastianus-Schützenbruderschaft Kerpen, Foto: Sammlung Johann Lock)
 

Zug der Schützen durch Kerpen, heutige Stiftsstraße, um 1920

(St. Sebastianus-Bruderschaft, Kerpen)

Der Zug der Schützen an der Kölner Straße, 1931

(St. Sebastianus-Bruderschaft, Kerpen)
 
Chronik, ab 1930

Die „Chronik der Bruderschaft von hl. Sebastianus an der Stiftskirche zu Kerpen“ enthält neben historischen Fotos der Stiftskirche und des Ortskerns handschriftliche Informationen über die Geschichte der Bruderschaft – u.a. auch den Hinweis auf den eingeschmolzenen Schild von 1506 – zahlreiche Totenzettel, teilweise auch Fotos verstorbener Schützenbrüder.

(Archiv der St. Sebastianus-Bruderschaft Kerpen, Depositum im Stadtarchiv Kerpen, Nr. 21)
425-jähriges Jubiläum, 1931

Zwischen 1906 und 1930 hat sich wohl einer der Schützenbrüder mit der Geschichte der Bruderschaft und den überlieferten Quellen auseinandergesetzt und dabei auf eine Nennung der Jahreszahl 1506 gestoßen. Vom 30. Mai bis zum 07. Juni 1931 feierten die Schützen in aufwendigem Rahmen ihr 425-jähriges Jubelfest. In der erschienenen Festschrift ist nicht nur die ganze Festfolge zu lesen, sondern auch Beiträge über die Kerpener Geschichte, über Adolph Kolping und – natürlich – auch über die Geschichte der Bruderschaft. Die Namen der Schützenkönige seit 1630 bzw. 1756 und die Mitglieder der Bruderschaft – unter den Ehrenmitgliedern noch immer die drei Kerpener Juden, die schon 1926 erwähnt sind – sind ebenfalls abgedruckt, außerdem ein Foto der vor dem Kolpinghaus aufgestellten Mitglieder.

Peter Rey führt hier zur Gründung der Bruderschaft folgendes aus: „[…] In einem alten Bruderschaftsbuch ist zu lesen, daß die ältesten und wertvollsten Schilder aus der Königskette genommen und verkauft wurden, um eine neue Monstranz für die Kirche zu beschaffen. Unter diesen Schildern soll sich eins aus dem Jahr 1506 befunden haben. Auf Grund dieser Zahl feiern wir in diesem Jahre das 425jährige Stiftungsfest. […]“

(Pfarrarchiv St. Martinus Kerpen, Nr. 349)
Bau von Schießständen und eines Schuppens, 1926-1933

Nachdem die Bruderschaft 1926 einen Schießstand mit drei Vogelstangen errichtet hatte, führte man in den folgenden Jahren weitere Baumaßnahmen durch. 1932 wurde auf dem Festplatz ein Schuppen „als Materiallagerraum und teilweise als Unterkunftsraum bei dem sonntäglichen Schießen“ errichtet. Im folgenden Jahr beantragte Präsident Balthasar Lussem den Bau eines Scheibenschießstandes: „[…] Gerade in der heutigen Zeit, in der die Arbeitslosigkeit ganz besonders die Jugend bedrückt, ist eine solche Anlage zur Unterhaltung und zur Förderung des Jugendsportschiessens dringend erforderlich und in jedem Fall zu befürworten. Trotz des hohen Alters, das die St. Sebastianus-Bruderschaft aufzuweisen hat, ist sie bis heute nicht im Besitze eines Flachschiessstandes. […]“ Auch in der Bausbeschreibung verwies er auf das hohe Alter der Bruderschaft, die „nachweislich über 425 Jahre besteht“.

(Stadtarchiv Kerpen, Amt Kerpen, Nr. 4220)
Gleichschaltung der Schützen, 1933

Wie alle anderen gesellschaftlichen Gruppierungen und Vereinigungen konnten sich auch die Schützenbruderschaften der Gleichschaltung durch die Nationalsozialisten nicht dauerhaft entziehen. Die 1928 gegründete Erzbruderschaft vom Hl. Sebastianus, der die Kerpener Bruderschaft seit der Gründung angehörte, hatte vor 1933 immer vor den Nationalsozialisten gewarnt. Mit der Machtergreifung veränderte sie ihr Verhalten und verhielt sich opportunistisch bzw. sogar unterwürfig angepasst. Diese Einstellung ist auch in dem wohl an die NSDAP gerichteten Schreiben der Erzbruderschaft vom 21. Juni 1933 zu erkennen. Welche Motive die seinerzeitige Führung der Erzbruderschaft zu diesem Verhalten führten, soll hier nicht beurteilt werden. Langfristig hat es nicht genützt, schon 1936 wurde die möglicherweise wieder auf Konfrontationskurs gegangene Erzbruderschaft durch die Gestapo aufgelöst, also noch vor der der 1937 veröffentlichten Enzyklika „Mit brennender Sorge“ von Pius XI.

(Archiv der St. Sebastianus-Bruderschaft Kerpen, Depositum im Stadtarchiv Kerpen, 44)
Umbenennung der Bruderschaft, 1934

Um der möglicherweise drohenden Auflösung zu entgehen, begaben sich hunderte Schützenvereine im Rheinland in den Schutz der Kirche. Auch der Vorstand der Kerpener Sebastianer – das Schreiben ist von Präsident Balthasar Lussem und Schriftführer Peter Rey unterzeichnet - meldeten am 08. März 1934 „die katholischen Mitglieder als Schützen-Bruderschaft der Pfarrgemeinde unter dem Titel St. Sebastianus-Schützenbruderschaft Kerpen an. […] Wir bitten den hochwürdigen Herrn Pfarrer, unsere Anmeldung dem hochwürdigsten Ordinariat weiterzugeben. […] Wir verpflichten uns auf die umseitig skizzierten Satzungen und anerkennen unseren Pfarrer als Präses der kirchlichen Bruderschaft.[…]“

(Pfarrarchiv St. Martinus Kerpen, 349)
Ehrenurkunden zum Patronatsfest, 1938

Zum Patronatsfest, das 1938 am 20. Januar gefeiert wurde, verlieh Präses Kaplan Beemelmanns einigen Schützenbrüdern Ehrenurkunden, die zwischen 32, 33 oder sogar 39 Jahre „treu zur Bruderschaft vom hl. Sebastianus an der Stiftskirche zu Kerpen“ gestanden hatten.

(Archiv der St. Sebastianus-Bruderschaft Kerpen, Depositum im Stadtarchiv Kerpen, Nr. 10)